Die ‚Keller Böhmens‘ haben uns alle sehr beeindruckt. Der Eingang zur Unterwelt der Stadt erfolgte über ein Restaurant am Marktplatz, dessen Speiseräume sich schon über zwei Kellergeschosse erstreckten. Dann ging es weiter hinab. Die Räume waren für unsere Verhältnisse sehr niedrig gebaut und wurde deutlich kühler, je tiefer wir kamen. Damit war auch eine der wichtigsten Funktionen der Keller erklärt: Die gelagerten Vorräte waren unter der Erde deutlich länger haltbar als in den Vorratskammern auf dem Niveau der Straßen und Plätze. Die Keller sind über viele Gänge miteinander verbunden und bilden so eine mehrere Kilometer lange ‚Unterwelt‘. Ungefähr 350 m sind für die Führung freigegeben. In den verschiedenen Räumen waren zusätzlich Exponate zur Stadtgeschichte ausgestellt. Der junge Mann aus dem Fremdenverkehrsbüro der Stadt, der uns später noch einmal begegnen sollte, erhielt für seine in deutscher Sprache mit englischen Begriffen ergänzte Darbietung einen kräftigen Beifall.(Bitte Bilder von den Kellern an meine e-Mail-Adresse, ich konnte keine machen.)
Danach hatten die Kinder die Möglichkeit, die kleine Stadt in Gruppen auf eigene Faust zu erkunden.
Als wir zum Zeltplatz zurückkehren wollten, hatte Maggie den Schlüssel zu ihrem Fahrradschloss verloren, mit dem ihres und das von Alicia angeschlossen waren. Intensives Suchen half nichts. Wieder der Gang zu dem jungen Mann im Fremdenverkehrsbüro, der holt die Adresse eines Fahrradhändlers und einen Stadtplan heraus und schickt die Mädchen dort hin. Kein Erfolg, nur kleine Zangen vorrätig. Ich fahre von Werkstatt zu Werkstatt, wo man mich versteht, ist kein Bolzenschneider vorhanden. Wieder zum … Ihr wisst schon! Anruf bei der Polizei. Die weigert sich tätig zu werden, gibt aber eine Adresse heraus, wo sich ein Bolzenschneider befinden soll. Diesmal gehe ich mit dem besagten jungen Mann los, der mir unterwegs seine verzweifelte Lage schildert: Am Ende des Monats ist die Saison vorbei und er wieder ohne Job, außerdem hat ihn seine Freundin verlassen. Ich versuche ihn mit der etwas allgemeinen Aussage zu trösten, dass es eben gute und schlechte Zeiten im Leben gäbe (ja, auch Männer sprechen über so etwas!). Nachdem wir dann unter der Anteilnahme von weiteren Bürgern der Stadt mit gemeinsamen Kräften das zähe Schloss geknackt hatten, hat er sich über 20.-€ offensichtlich mehr gefreut als über meine guten Ratschläge zum Leben im Allgemeinen.
Abends haben wir dann nicht mehr gekocht sondern sind in die nahe gelegene Marina gefahren und haben alle zusammen – für unsere Verhältnisse – fürstlich gegessen, zu einem sehr moderaten Preis.
Danach begann das Warten auf den Bus. Für ca. 20:00 Uhr hatte sich der Fahrer angekündigt, gegen 21:30 war er da. Sofort brach große Aufregung aus, weil der Busfahrer Herr Pelikan ( der auch im letzten Jahr Arne und Katarina gefahren hatte) es für sinnvoll hielt, die Räder noch am Abend einzuladen. Damit war die Heimreise eingeleitet, und es gab kein Halten mehr.
.
-
-
Haus auf dem Domgelände
-
-
-
Enzo und ich vor dem Eingang zu den Kellern
-
-
Maggie mit dem, was einmal ein Schloss war
-
-
Badespaß
-
-
Beim Abendessen in der Marina
-
v. Grone
P.S.: Besuch im städtischen Museum: Bei meinem Streifzug durch die Stadt bin ich zuletzt noch im Museum der Stadt gelandet. Mein Interesse galt vor allem der Frage, wie die Vergangenheit der Stadt Litomerice (ehemals Leitmeritz) vor dem Einmarsch der Wehrmacht 1938/39 dargestellt wird. Bedauerlicherweise ist diese Seite der Vergangenheit fast völlig ausgespart geblieben. Nur dort, wo es nicht vermeidbar war, bei Inschriften auf Fotos oder Vasen bzw. Schüsseln und Namen von bekannten Bürgern des alten Leitmeritz schien dieser Aspekt der Vergangenheit durch. Die englischen Texte zu den Exponaten waren allerdings keine wörtlichen Übersetzungen der tschechischen Informationen, so dass die Basis für eine umfassende Bewertung nicht ausreicht. Angesichts der leidvollen Vergangenheit in der Nazizeit und dem Revanchismus in der Bundesrepublik Deutschland bis weit in die Gegenwart vielleicht verständlich, für den unbelasteten Besucher aus Deutschland dennoch enttäuschend. Es wäre zu wünschen, dass mit dem weiteren Zusammenrücken der Staaten in der EU auch in dieser Frage Ängste abgebaut werden können und mehr Offenheit Einzug hält.